Vor 4 Dekaden sprach man zum ersten Mal über Aids

Zürich, 4. Juni 2021. Morgen vor 40 Jahren wurde man erstmals auf eine Krankheit aufmerksam, die später als Aids bekannt wurde. Die Aids-Hilfe Schweiz nimmt den Jahrestag am 5. Juni 2021 zum Anlass, um in einer mehrstufigen Kampagne bis Ende Jahr auf die medizinischen Fortschritte bei der Behandlung und Prävention von HIV und auf die Veränderung des gesellschaftlichen Diskurses über Sexualität aufmerksam zu machen.
Der 5. Juni 1981 steht für den Start einer Pandemie, die bis heute weltweit über 32 Mio. Menschenleben gefordert hat. Der Tag, an dem Aids sich ins Bewusstsein der Öffentlichkeit drängte, ist aber auch der Beginn einer einzigartigen medizinischen Erfolgsgeschichte und einer Enttabuisierung sexueller Praktiken und Lebensweisen, die bis dahin streng verurteilt wurden.
Ein medizinisches Rätsel
Am 5. Juni 1981 veröffentlichte das US-amerikanische Gesundheitsamt CDC in seinem wöchentlichen Bulletin eine ungewöhnliche Beobachtung: In den letzten neun Monaten war bei fünf jungen, schwulen Männern in Los Angeles eine seltene Form der Lungenentzündung aufgetreten, normalerweise ein Symptom schwerer Immunschwäche. Beim Auftreten des Syndroms stand die Medizin vor einem Rätsel: Wie kommen junge, gesunde Männer zu einem so geschwächten Immunsystem? Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier präsentierten 1983 die Lösung: Ein bis dato unbekanntes Virus verursachte die Immunschwäche. Für das Virus etablierte sich der Name HIV, humanes Immunschwäche-Virus. Aber bis eine wirksame Medikamenten-Kombination gegen das Virus gefunden wurde, sollten noch einmal 15 Jahre vergehen.
Schweigen tötet, Silence=Death.
So hiess eine frühe Parole gegen das Virus. Um die Gleichgültigkeit der schweigenden Mehrheit gegenüber den vom Virus als Erste getroffenen Minderheiten zu brechen, setzten Künstlerinnen und Künstler auf starke Bilder und spektakuläre Aktionen. Ihr Einsatz machte Mut und erzeugte Druck auf Medizin, Politik und Gesellschaft, ohne den der Kampf gegen HIV nicht so rasch Fahrt aufgenommen hätte. Rund um die Welt brachte der Kampf gegen HIV unterschiedlichste Menschen zusammen. Ihre Solidarität sorgte dafür, dass die an Aids Erkrankten oder Verstorbenen nicht vergessen wurden und das Bewusstsein für das Virus und die Empathie für die Betroffenen wuchs.
Auch die Schweiz ist heute eine andere
Den Gebrauch eines Kondoms demonstrieren, in der «Tagesschau» des SRF zur besten Sendezeit? Charles Clerc hatte 1987 den Mut dazu und die Schweiz war danach eine andere. Plötzlich wurde in jedem Haushalt diskutiert, worüber sonst vornehm geschwiegen wurde: über Sexualität und Schutzmöglichkeiten. Von dieser Aufrüttelung profitiert die Schweiz bis heute.
Kampagne in drei Phasen
Die Aids-Hilfe Schweiz nutzt die Zeitspanne vom Jahrestag bis zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember, um mit einer nationalen Kampagne in drei Phasen die öffentliche Aufmerksamkeit auf die medizinischen Fortschritte in Behandlung und Prävention von HIV und auf die Veränderung des gesellschaftlichen Diskurses über Sexualität zu lenken. Die erste Phase würdigt die Vergangenheit und den Kampf gegen das Virus, mittels Medien- und Informationskampagnen. Anfang Oktober wird als Teil der zweiten Phase eine Fachtagung stattfinden. Mit Referaten, Debatten und Workshops soll eine Diskussion geführt werden, wie sich die Sexualität und die Gesellschaft in den letzten 40 Jahren verändert haben. Die dritte Phase schliesslich fokussiert auf den Welt-Aids-Tag am 1. Dezember. In dieser Phase wird die Diskriminierung von Menschen mit HIV am Arbeitsplatz thematisiert.
Wenn Sie HIV und den 40. Jahrestag auf Ihre Themenagenda nehmen möchten, unterstützt die Aids-Hilfe Schweiz Sie gerne mit Expertenwissen und Hintergrundinformationen.
Medienkontakt:
Andreas Lehner, Geschäftsleiter Aids-Hilfe Schweiz: +41 44 447 11 77,
Kampagnenwebsite: Hope.aids.ch