Schweden kriminalisiert Menschen mit HIV
In Schweden existiert für Menschen mit HIV seit 2018 eine Auskunftspflicht gegenüber Sexpartner:innen. Ein diskriminierendes Gesetz, gegen das LGBTQ-Organisationen ankämpfen.
Eine Studie über HIV und Suizidgedanken durchgeführt durch die schwedische Gesundheitsbehörde wird vorgestellt. Der höchste Anteil an Suizidgedanken wurde gefunden unter Jungen, die nicht-heterosexuell sind und mit HIV leben. Daraus wird kurzerhand geschlossen: Die psychische Gesundheit profitiert davon, dass Personen selber entscheiden können, wie offen sie mit ihrem Status sind.
Hintergrundinfo: In Schweden machen sich Personen strafbar, wenn sie ihren Status nicht offenlegen. Nur eine medizinische Bestätigung, dass die Person das Virus nicht übertragen kann, erlöst von dieser sogenannten Auskunftspflicht.
Dann, zum Schluss, eine Frage aus dem Publikum: „Was wird mit diesen Resultaten auf Regierungsebene gemacht?“ Die Antwort: Die Ergebnisse werden benutzt, um das Thema U=U in der Gesamtbevölkerung zu verbreiten. Nur so können Stigmen bekämpft werden. Da fragt sich, wie das konkret aussehen kann. „Meldet euch doch bei uns, wenn ihr etwas braucht“ kommt von der Behörde. Die gesetzliche Auskunftspflicht wird nicht erwähnt. Keine Zeit für weitere Fragen.
Nach der Präsentation fragten wir die lokale Betroffenenorganisation „PositHIVa Gruppen“ nach einer Einordnung: Sie erklären uns, dass die Auskunftspflicht und die ärztliche Erlassung dieser Pflicht erst seit 2018 existieren. Davor waren Menschen mit HIV gesetzlich verpflichtet, ein Kondom beim Sex zu benutzen, unabhängig vom Therapieerfolg. Diskriminierung pur, findet PositHIVa Gruppen: „Wie kann es sein, dass in Schweden, dass sich mit Fortschrittlichkeit rühmt, erst seit 5 Jahren an U=U geglaubt wird?“
U=U mag nun gesetzlich verankert sein. Ob es auch der Bevölkerung und allen Mediziner:innen bewusst ist, ist schwer zu beurteilen.