Affenpocken: impfen, testen, behandeln!
In einer Spezial-Session präsentierten führende Fachpersonen die aktuellen Erkenntnisse zu Affenpocken. Aktivist:innen protestierten gegen die schlechte Reaktion von Gesundheitsämtern.

Die WHO präsentierte die aktuellen Zahlen: Von 11'315 Fällen am 19. Juli betreffen 98.1% Männer, die Sex mit Männern haben, davon leben etwa 40% mit HIV. Die Infektionen geschahen bei sexuellen Kontakten, aber auch grosse Zusammenkünfte wie Partys und Bars.
Die Impfung ist unbestritten eine wichtige Massnahme zur Verhinderung einer Ausbreitung, aber auch, um schwere und schmerzhafte Verläufe zu reduzieren. Es sind bereits jetzt über 16 Millionen Impfdosen im Lager bereit, doch das Tempo bei der Verimpfung ist zu tief. Aktivist:innen kritisierten lautstark die anwesende amerikanische Gesundheitsbehörde CDC, die europäischen Verantwortlichen und die WHO.
Ganz anders die Reaktion der kanadischen Gesundheitsbehörden, wie Genevieve Bergeron, Leiterin übertragbare Krankheiten von Public Health Montreal, zeigte: Die Impfung ist bereits seit Mitte Juni kostenlos und für alle verfügbar, die sie brauchen. Im Schwulenviertel wird auf der Strasse geimpft – unkompliziert ohne Termin. Die gesamte Konferenz wurde zur Impfung eingeladen. In der Schweiz ist keine Impfung verfügbar.
Doch schwule, bi und queere Männer, die Sex mit Männern haben, sind dringend auf die Schutzmöglichkeit der Impfung angewiesen: Arzt Nicolo Girometti von der schwulen Gesundheitsklinik «56 Dean Street» in London zeigte, dass weniger als 20% keine Symptome nach einer Erkrankung haben. 17% haben eine Proktitis, und etwa 50% haben Läsionen (Ausschläge) am Körper, besonders im anal-genitalen Bereich. Das ist sehr schmerzhaft und kann zu weiteren gesundheitlichen Komplikationen führen: 25% benötigen Antibiotika, um bakterielle Entzündungen des Ausschlages zu verhindern. 4-10% müssen ins Spital zur Behandlung. Antivirale Behandlungen wie Tecovirimat helfen – doch sie sind in der Schweiz nicht verfügbar.